Inkubation

Geschlossener Inkubator 2002.
Geschlossener Inkubator 2002.

Inkubator

Die Eier werden sofort nach der Ablage aus dem Ablagesubstrat ausgegraben und in einen Inkubator (Fa. Jäger, FB 50 E-Reptilien) überführt. Die Eier werden in Plastikschalen in Vermiculite (Bezugsquelle: Samenkiste) oder Sand inkubiert. Das Substrat wird dazu einmal gewässert und dann für ca. 10 min. auf mehreren Lagen Haushaltspapier verteilt. Die Restfeuchtigkeit im Substrat führt dann im Inkubator zu einer Luftfeuchtigkeit von ca. 70%. Wenn die Luftfeuchtigkeit auf ca. 50 % abgenommen hat, wird vorsichtig nachbefeuchtet, ohne dass die Eier selbst nass werden. Insgesamt schwankte die Luftfeuchtigkeit zwischen 50 % und 70 %, wobei die überwiegende Zeit 60% vorlagen. Die Temperatur wird auf 32+-1 °C eingestellt. Die Schalen mit den Eiern werden nicht abgedeckt. Alle 1-2 Tage wird der Inkubator kurz gelüftet. Der Inkubator steht in einem Wohnraum, ohne der Sonne ausgesetzt zu sein um versehentlichem Überhitzen vorzubeugen.

Die o.g. Werte habe ich von Jahr zu Jahr leicht verändert. Alte Versionen meiner Homepage enthalten andere Angaben. Generell inkubiere ich heute bei niedrigerer Feuchtigkeit und höheren Temperaturen.

Wichtig

Im Jahr 2004 haben sich viele der Eier nicht entwickelt, da ich auf Sand inkubiert habe, diesen aber zu stark befeuchtet hatte. Vierzehen-Landschildkröten (Agrionemys horsfieldii) sind sehr empfindlich gegen zu hohe Feuchtigkeit während der Inkubation.

Offener Inkubator 2002

2002: Blick in den geöffneten Inkubator. Die Werte auf dem Hydrometer und auf dem Thermometer sind durch das Öffnen gefallen. Man erkennt sogar bei der Qualität dieses Fotos, dass (mindestens) drei der Eier gelblich sind. Diese sind leider unbefruchtet

Blick auf das Substrat 2009

Damals habe ich die Eier zur Inkubation noch auf eine dünne Schicht Vermiculite gelegt. Heute vergrabe ich die Eier fast ganz im Substrat. Das hat folgende Vorteile:

  • Sie müssen sich bei richtiger Substratfeuchte um die passende Luftfeuchtigkeit keine Gedanken mehr machen.
  • Durch das große Volumen müssen Sie das Substrat wären der Inkubation nicht mehr nachbefeuchten. Damit vermeiden Sie das Risiko, daß die Eier zu nass werden und die Embryonen absterben.
  • Es werden Temperaturschwankungen ausserhalb des Substrats nur wenig auf die Eier übertragen, insbesondere bei großem Volumen des Substrats.
  • Natürlich besteht dabei der Nachteil, dass sie die Eier nicht mehr einfach kontrollieren können.

Provisorischer Inkubator

Falls ihre Tiere plötzlich Eier legen und sie keinen Inkubator zur Hand haben bzw. nicht extra einen kaufen wollen, da sie soundso nicht regelmäßig züchten möchten, können sie folgendes probieren.

  • Legen sie die Eier auf leicht (!) feuchten Sand in ein Gefäß. Je größer das Sandvolumen ist desto besser, weil dann Temperaturschwankungen besser ausgeglichen werden.
  • Decken sie das Gefäß ab, um die Luftfeuchtigkeit konstant zu halten.
  • Stellen sie das Gefäß an einen warmen Platz, z.B. unter die Abdeckung eines Aquariums, hinter den Kühlschrank oder in den Heizungskeller auf die Heizungsanlage.
  • Warten sie ab.

Befruchtet?

Immer wieder stellt sich die Frage, ob die Eier befruchtet oder unbefruchtet sind. Frisch abgesetzte Eier haben ein etwas gelbliches, durchscheinendes Aussehen. Ist das Ei befruchtet, bildet sich nach 2 - 10 (!) Tagen (pers. Erfahrungswerte) zunächst ein weisser Punkt an der Oberseite in der Mitte des Eis. Dieser Punkt wird immer grösser bis er als eine Binde die gesamte Mitte des Eis umzieht. Später breitet sich diese Binde bis zu den Polen des Eis aus. Am Ende ist das gesamte Ei weiss. Manchmal ist diese Binde allerdings nicht besonder stark abgesetzt. In diesen Fällen wird das gesamte Ei immer weisser und undurchsichtiger.

Schlupf

Der Schlupf erfolgte bei mir nach 64 bis 81 Tagen (gleicher Inkubator, verschiedene Inkubationsparameter, verschiedene Gelege, Stand 2005). Wenn nach 100 Tagen das Ei nicht von alleine reisst oder platzt, kann man es zur Kontrolle vorsichtig öffnen.

Die max. Zeitspanne zwischen dem Schlupf des ersten und letzten Schlüpflings desselben Geleges bei gleichen Inkubationsbedingungen war bei mir 9 Tage. Deutlich größere Zeitspannen sind hier aber sicherlich möglich, insbesondere wenn ein Ei durch einen Sprung beschädigt ist. Ich würde immer 100 Tage inkubieren, bevor ich ein Ei von Hand öffne.

Tipp

Ich empfehle zum Öffnen das Ei mit einem umgestülpten Gefrierbeutel zu fassen, den Beutel dann fest zu verschliessen und das Ei vorsichtig aufzuschlagen. Eier, die Fäulnisgase enthalten, spritzen beim Zerschlagen meterweit durch die Gegend und verursachen einen bestialischen Gestank - und führen zu erheblichem Ummut bei Ehefrauen und anderen Mitbewohnern (pers. Erfahrung).

Bei einem Ei zeigte sich an einem Pol eine Art Gasblase. Diese Erscheinung wurde dadurch verursacht, dass sich die Eihaut an der Innenseite des Eis abgelöst hat. Es handelte sich hierbei nicht um die Bildung von Fäulnisgasen. Solche Eier sollten sie nicht öffnen, sondern abwarten. Bleiben sie wirklich geduldig, auch wenn es sehr schwer fällt (ebenfalls pers. Erfahrung).

Schlupf 2002.
Schlupf 2002.

Wenn alles gut geht, können auch Sie den Schlupf einer Vierzehen-Landschildkröte (Agrionemys horsfieldii) live verfolgen.

Der Schlupf zieht sich normalerweise über 2 Tage (oder länger) hin. Am ersten Tag bildet sich nur ein kleines Loch. Nachdem der Schlüpfling dieses mit dem Eizahn in die Schale gebohrt hat, ruht er sich erstmal für längere Zeit (12-24 Stdn.) aus. Dann wird das Loch erweitert und es erscheint das erste Bein, dann das zweite. Schliesslich reisst die ganze Seite des Eis auf. Oft verbleibt der Schlüpfling dann noch Stunden oder 1 Tag im Ei. Der Grund hierfür ist üblicherweise, dass der Dottersack am Bauch noch nicht aufgebraucht ist. Sie sollten in diesem Fall den Schlüpfling im Ei und das Ei im Inkubator belassen. Der Dottersack ist dann geschützt und bleibt sauber. Kontrollieren sie Bauchspalte sorgfältig und entfernen sie evtl. vorhandene Reste des Inkubationssubstrates vorsichtig.

Das erste Bad

Das erste Bad nach dem Schlupf 2002.
Das erste Bad nach dem Schlupf 2002.

Deutlich ist noch die Eiform des Tieres zu erkennen

Sobald das Tier die Eischale selbständig verlassen hat, sollten sie das Tier erstmalig in einer flachen Schale mit lauwarmen Wasser baden, auch wenn der Dottersack noch nicht vollständig eingezogen ist. Üblicherweise trinkt das Tier dabei. Falls der Dottersack noch nicht vollständig eingezogen ist, sollten sie das Tier in den Inkubator zurücksetzen. Dieses Baden wiederhole ich die erste Woche nach dem Schlupf täglich.

Sobald der Dottersack vollständig eingezogen ist und sich die Bauchspalte vollständig geschlossen hat kommen die Schlüpflinge in das Schüpfling Gehege.