Vermehrung

1,3 Zuchtgruppe Agrionemys horsfieldii
1,3 Zuchtgruppe Agrionemys horsfieldii

Voraussetzungen

0,1 Orange beim Verscharren des Geleges am 09.06.2002. Das Abdeckgitter wurde für die Aufnahme nicht entfernt, um das Tier nicht zu stören.
0,1 Orange beim Verscharren des Geleges am 09.06.2002. Das Abdeckgitter wurde für die Aufnahme nicht entfernt, um das Tier nicht zu stören.

Für die Zucht von Vierzehen-Schildkröten ist meines Erachtens folgendes notwendig:

  • Mind. 1,1 Agrionemys horsfieldii (natürlich).
  • Die Weibchen müssen alt genug (> 10 Jahre) und gross genug (> 1000 g) sein.
  • Die Tiere benötigen eine ausreichend lange Winterruhe (> 3 Monate) bei ausreichend tiefen Temperaturen (< 10°C).
  • Die Tiere benötigen einen Freilandaufenthalt (Mai - Oktober).
  • Die Tiere müssen bei guter Gesundheit sein.
  • Die Tiere brauchen Ruhe.

Zur Zucht ist eine entsprechende Haltung mit Winterruhe, Trennung der Geschlechter etc. notwendig.

Paarungsverhalten

Gelege von 0,1 Orange vom 09.06.2002. Geschafft. Die Eier sind ausgegraben, nummeriert und auf dem Inkubationssubstrat gelagert. Ziemlich viel Ei für so eine kleine Schildkröte, oder?
Gelege von 0,1 Orange vom 09.06.2002. Geschafft. Die Eier sind ausgegraben, nummeriert und auf dem Inkubationssubstrat gelagert. Ziemlich viel Ei für so eine kleine Schildkröte, oder?
  • Wenn nach der Winterruhe das Männchen und die Weibchen zusammengesetzt werden, beginnen die Tiere in der Regel sofort mit der Balz (Kopfnicken des Männchens) und der Paarung. Dabei ist das Männchen sehr rabiat und beisst die Weibchen in Kopf und Vorderbeine. Sobald das Weibchen daraufhin den Kopf und die Vorderbeine eingezogen haben, umrundet es das Weibchen und versucht aufzureiten.
  • Ein Rammen der Weibchen durch das Männchen, wie es bei anderen Landschildkröten vorkommt (z.B. Griechischen Landschildkröten), konnte ich nie beobachten.
  • Mein Zuchtmännchen ist im Frühjahr so rabiat, dass es ganze Schuppen aus den Vorderbeinen der Weibchen herausbeisst. Deshalb wird es im Frühjahr nur unter Aufsicht zu den Weibchen gesetzt. Von Anfang Mai bis Anfang September wird es getrennt gehalten.
  • Ab September ist das Männchen deutlich ruhiger und weniger aufdringlich, sodass eine gemeinsame Haltung mit den Weibchen wieder möglich ist.
  • Die Paarung im Herbst ist m.E. nach wichtiger als die Paarung im Frühjahr. Pers. Erfahrung: Im Frühjahr 2005 hat 0,1 Orange ein Gelege von 4 Eiern gelegt aus denen sich 4 Schlüpflinge entwickelt haben (100 % Schlupfrate). Wegen eines Umzuges wurde 0,1 Orange nach der Winterruhe 2004/2005 nicht mit einem 1,0 zusammengesetzt, um dem Tier weiteren Stress zu ersparen. D.h. daß dieses Gelege erfolgreich im Herbst 2004 (oder früher) befruchtet worden ist.
Zweitgelege von 0,1 Weiss 2002. Dieses Gelege wurde ausserhalb des Sandhügels versteckt.
Zweitgelege von 0,1 Weiss 2002. Dieses Gelege wurde ausserhalb des Sandhügels versteckt.

Eiablage

  • Zur Eiablage sollten sie den Tiere einen Legehügel anbieten.
  • Vor der Eiablage laufen die Weibchen oft mehrere Tage unruhig durch die Anlage. Dabei heben sie immer wieder Eigruben zur Probe aus. Wenn diese Eigruben nicht wieder verschlossen werden, befinden sich keine Eier darin. Wenn die Grube dagegen wieder zugeschüttet und sorgfältig mit dem Bauchpanzer plattgedrückt wird, hat eine Eiablage stattgefunden. Danach zeigt das Weibchen wieder sein "normales" ruhiges Verhalten. Die Anzahl der Probe-Eigruben ist individuell sehr unterschiedlich. Während 0,1 Weiss immer ca. eine Woche benötigt, um sich zu entscheiden und mehrere Eigruben anlegt, wartet 0,1 Orange auf einen warmen Tag, sucht sich eine passende Stelle, legt eine Eigrube an und legt sofort die Eier ab.
  • Ein warmer Sonnentag nach mehreren kühlen Tagen wirkt für die Eiablage stimulierend. An solchen Tagen sollte man ein besonderes Auge auf die Tiere haben.
  • Nach der Eiablage ist die Kloake des Tieres meist noch für einen Tag geweitet. Auch daran kann man erkennen, dass eine Eiablage stattgefunden hat.
  • Es empfiehlt sich, während der Ablagezeit (Ende April - Ende Juni) den Bewuchs in der Anlage sehr kurz zu halten und die Anlage morgens und abends auf Grabungen zu kontrollieren.
  • Die von mir beobachteten Eiablagen fanden immer um die Mittagszeit oder am Nachmittag statt. Die gesamte Eiablage mit Ausheben der Grube, Auspressen der Eier und Verschliessen der Grube dauerte jeweils ca. eine Stunde.
Eiablage 0,1 Orange am 16.04.2005 (1)
Eiablage 0,1 Orange am 16.04.2005 (1)
Eiablage 0,1 Orange am 16.04.2005 (2)
Eiablage 0,1 Orange am 16.04.2005 (2)
Eiablage 0,1 Orange am 16.04.2005 (3)
Eiablage 0,1 Orange am 16.04.2005 (3)
Eiablage 0,1 Orange am 16.04.2005 (4)
Eiablage 0,1 Orange am 16.04.2005 (4)
Eiablage 0,1 Orange am 16.04.2005 (5)
Eiablage 0,1 Orange am 16.04.2005 (5)

Legenot

Legenot bedeutet, dass ihr Tier die Eier, die es in sich trägt nicht ablegen kann. Die Ursachen hierfür können sein:

  • Organische Probleme des Weibchens (Verengung der Legeorgane, Entzündungen)
  • Probleme mit den Eiern (zu groß, deformiert)
  • Schlechter Gesundheitszustand des Tieres
  • Mangelhafte Umgebungsbedingungen (Licht, Wärme, Substratmaterial und -tiefe)

Wenn sie den starken Verdacht haben, dass ihr Tier eine Legenot hat, können sie es beim Tierarzt röntgen lassen. Liegt eine Legenot vor sollten sie

  • Die Haltungsbedingungen optimieren, damit eine haltungsbedingte Legenot nicht mehr auftritt.
  • Die Eier durch Gabe von Medikamenten durch den Tierarzt austreiben lassen. Wenn die Legenot soweit fortgeschritten ist, dass das nicht mehr funktioniert:
  • Die Eier vom Tierarzt operativ entfernen lassen.

Das Röntgen durch den Tierarzt lasse ich nur vornehmen, wenn sich Verhaltensauffälligkeiten zeigen.

  • Inaktivität bei optimaten Umgebungsbedingungen während der Legezeit, die nicht auf andere Ursachen zurückzuführen ist.
  • Unruhe über einen ungewöhnlich langen Zeitraum während der Legezeit.
  • Wenn ein Tier die normale Unruhe über einen kurzen Zeitraum zeigt, sich danach aber wieder normal verhält, gehe ich davon aus, dass das Tier die Eier gelegt hat - nur leider wieder irgendwo, wo ich sie nicht finde.